#07 Warum ich mich für CVT entschieden habe

Meine Gruppe – genannt „Maple“ („Ahorn“) – in der Dreijahresausbildung am CVI in Kopenhagen, gemeinsam mit CVT-Gründerin und -Mastermind Catherine Sadolin (vorne Mitte). Ich kann’s halt nicht lassen, ein bisserl Grimassen zu schneiden 🙂

Keine Sorge, dies wird kein Werbetext. Es wird voll Meta-Ebene. Wie „Complete Vocal Technique“ (CVT) ein guter Technik-/System-Baustein sein kann, um sich gesanglich weiterzuentwickeln, das könnt ihr auf meiner Homepage ganz gut nachlesen, denke ich. Was mich manchmal wirklich nervt – und heute schreibe ich wie immer aus ganz persönlicher Perspektive -, ist das gute alte Schubladendenken. Und nichts turnt mich an jeglicher Gesangsweiterbildung oder Gesangsschule und -technik mehr ab, als das Dissen von anderen Ansätzen, Techniken oder Schulen, sheeesh*! Ich will ja lernen und nicht hören, was andere so schlecht machen. Dass man persönlich manches gut findet und manches weniger nachvollziehen kann – das ist ja okay und richtig. Deswegen ist es ja cool, wenn es mehrere Ansätze gibt, Singen ganzheitlich zu beschreiben und Schlüsselelemente zu definieren. Ich kenne auch Gesangssysteme, die ich persönlich für schwachsinnig halte – aber erstens: Vielleicht hat das Menschen auch beim Singen weitergebracht – und zweitens: Ich bin auch nur ein kleines Sandkorn im Weingarten des Herrn (oder so). Aber gut – über Respekt und Diskussionskultur lässt sich ohnehin im Social-Media-Zeitalter lange *palavern.

Warum habe ich also CVT gewählt, um dort den „schwarzen Gürtel“ zu machen, wie ich scherzhaft oft sage? Weil’s funktioniert für mich. So einfach ist das. Weil ich bei den ersten Workshops genau nachvollziehen konnte, worum es geht, weil meine technischen Unzulänglichkeiten rasch benannt und konkrete Verbesserungsvorschläge ebenso rasch gezeigt haben, wie es gehen könnte. Es hat für mich Sinn ergeben. Und dann war da noch die menschliche Komponente: Alle CVT-Coaches haben diese unglaublich positive Energie und generell den Fokus auf dem Positiven. Die Formulierungen sind stets aufbauend, nie destruktiv. Etwas, an dem ich als gelernter Österreicher noch viel arbeiten muss…. haha. Aber es ist eine unmissionarische Leidenschaft, die alle zertifizierten CVT-Lehrer ausstrahlen. Uns ist es wichtig, andere Denkweisen und Benennungen von Elementen nicht lachhaft zu korrigieren, sondern in die Unterrichtssprache zu integrieren. Was funktioniert, das verwenden wir. Was dem oder der Sänger*in nicht hilft, wird gekübelt. So einfach ist das. Wer sich für CVT im Detail interessiert, dem erkläre ich gerne alles. Wer nur singen mag, dem gebe ich Tipps, ganz ohne je das Wort „Mode“ in den Mund genommen zu haben…

Auf nach Kopenhagen

Und natürlich gibt es auch bei CVT Dinge, die ich nicht ganz nachvollziehen kann oder noch nicht nachvollziehe. Die ewige Kopfstimmen-/Falsett-Diskussion etwa 🙂 Details dazu vielleicht ein andermal. Aber es gefällt mir auch, mich bei den Workshops in Kopenhagen kritisch einzubringen und Fragen zu stellen. Denn auch das möchte ich loben: die Bereitschaft, zu diskutieren und dazuzulernen. Im Endeffekt muss sowieso die Wissenschaft ‚ran. Das Buch „Complete Vocal Technique“ wird regelmäßig upgedatet, alles ist in Diskussion und im Fluss. Das ist wichtig.

Ich muss zugeben, abgesehen von den genannten, ziemlich schlagenden Argumenten, war auch Kopenhagen ein kleines Plus. Ich hatte Lust auf Neues. Sechs Mal im Jahr für vier oder fünf Tage nach Kopenhagen zu reisen ist für mich die Freude. (Pandemie bäh…. War bis jetzt vier von zwölf Kursen erst in Dänemark, nächste Woche soll es wieder einmal soweit sein!) Diese Workshops vor Ort mit lauter Ähnlichgesinnten unterschiedlichster Herkunft und Erfahrung und Stärken und Schwächen ist wahnsinnig energiebringend. Und man hat den Kopf frei, muss nicht am Abend geschwind in eine andere Probe oder Wäsche waschen. Die vier Tage in Kopenhagen gehören dem Singen, der Gruppe und vor allem mir!

Die Ausbildung zum Estill Master Trainer (EMT) zum Beispiel kann man in Wien machen – bei dazu wiederum zertifizierten „höherrangigeren“ Estill-Lehrern. Und da hat Wien das Glück mit Corinne Mager eine großartige Gesangspädagogin zu haben, die in den letzten Jahren ein tolles Team an EMTs in der Region und darüber hinaus aufgebaut hat. Das nur so nebenbei. Bei CVT läuft alles über das Complete Vocal Institute in Kopenhagen (bzw. mittlerweile online) – also die Ausbildung. Workshops gibt es natürlich zu Hauf auch hierzulande. Und sicher bald auch mal mit mir. Ich muss ohnehin da mal was angehen – wegen der Übung warats*.

Ich bin ich. Und das ist gut so. Meistens.

Was mir wichtig ist: Ich selbst zu bleiben. Es gibt Sänger:innen, die finden CVT-Lehrer cool und suchen explizit danach. Aber den meisten ist es schlicht egal, was ich für Workshops und Fortbildungen gemacht habe – solange der Gesangsunterricht eine positive Grundstimmung hat und Fortschritte ermöglicht. In der Gesangspädagogenwelt kann es schon auch eine Art „Punzierung“ sein – „Ah, das ist der CVT-Typ“. Manchmal mit leicht herablassendem Tonfall. Aber ich sehe das positiv. Schließlich stehen CVT-Lehrer für etwas Gutes. Ob einem diese Aufbereitung von Gesangstechnik taugt* oder nicht – das ist ja jedem selbst überlassen. Wobei ich wirklich glaube, dass CVT zumindest theoretisch für jeden einen Ansatz parat hat und sich auch damit auseinandersetzt, dass nicht alle Sänger:innen ein gleiches Mindset haben und unterschiedlich ticken.

Und auch ich bin ja mehr als CVT. Ich bin 30 Jahre Leben, Singen, Prägung von davor – mit allen Stärken und Macken. Und das alles ist ja immer noch da und ich lerne auch nebenbei abseits von CVT weiter – im Singen, im Unterrichten, im Leben. Bäm. Heute samma* wieder sehr poetisch 🙂

Fragen zu meiner CVT-Ausbildung? Nur her damit! Ich hoffe, es war vielleicht ein kleiner, spannender Blick hinter die Kulissen. Wenn ihr mehr über meine Ausbildung oder über Gesangsschulen dieser Art lesen wollt – gern. Es gibt natürlich mehr da draußen als CVT und Estill – das sind halt die zwei Schienen, die ich am besten kenne. Das wird sicher wieder einmal Thema sein. Ich versuche die Themen einigermaßen gut zu mixen. Zwischendurch wird es mit Garantie wieder handfester – zum Mitsingen quasi. Habt ein schönes Wochenende!

Coming up on Vocalfriday #08

It’s the tongue, stupid! Der größte Gesangsmuskel ist nun einmal das fleischig-muskulöse Laberl in unserem Mund. Hunger bekommen? :-p Die Zunge formt die Vokale und ist mit dem Kehlkopf mehr oder weniger direkt verbunden und dementsprechend sing-entscheidend 🙂 Tipps und Tricks und Zungenbrecher!

am 20.8. hier im Blog

*she(e)esh soll ursprünglich soll aus dem Hip-Hop-Bereich stammen und für eine abgewandelte Form von „Geez“ stehen. Damit ist wiederum der Ausruf „Jesus“ gemeint, allerdings nicht im religiösen Kontext, sondern eher wie „Oida“, „Oh Mann“, „Heiliger Bimbam“ oder Ähnliches eingesetzt.

*palavern ist ein Verb, das in etwa „lange und oberflächlich plappern“ bedeutet, muss aber nicht immer einen negativen Subtext haben. „Nett und freundlich plaudern“ kann ebenso „palavern“ sein.

*warats = der Konjunktiv „wäre es“. In Österreich gerne eingesetzt in einer Genitiv-Kombi – „Wegen der Übung warats“. In dem Kontext zum Beispiel: „Wir treffen uns sicherheitshalber vor der Aufführung noch eine halbe Stunde früher. Wegen der Übung warats.“ Oder: „Lass uns doch mal wieder nur zu zweit Essen gehen. Wegen der Romantik warats.“

*taugt = gefällt

*samma = österreichische Kurzform von „sind wir“

Veröffentlicht von Klemens Patek | vocalfriday

Vocal Coach | Sänger - Frage drei Gesangslehrer und du bekommst vier Antworten. Hier bekommst du die fünfte ;) Bei mir geht's ums Singen, um Gesangstechnik, um CVT (Complete Vocal Technique) und Themen wie Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Künstlersein. Bin gespannt, wohin mich die Reise führt. Das wichtigste für mich: Respekt und freundschaftlicher Austausch. Bashing anderer Künstler oder Coaches liegt mir fern. Mein Motto: Richtig ist, was dem/der Sänger*in gut tut und konkret weiterhift!

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