#15 Abschied. Danke für alles, Harald!

Eigentlich wollte ich euch diese Woche unter dem Hashtag #liebestagebuch von meinen anstehenden Projekten erzählen. Einfach nur ein bisschen meinen Stress abladen und aus dem Nähkästchen plaudern. Euch erzählen, wie ich damit umgehe. Was ich für mich daraus lerne. Denn dieser Tage muss ich hart darum kämpfen, mir einen freien Nachmittag zu gönnen. Und dann ist Harald gestorben. Und dann kam die Traurigkeit. Harald Scherz ist jener Mann, der vor über 40 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Irene das Theater im Neukloster gegründet hat. Jenes Theater, in dem ich seit mehr als 20 Jahren nun die meisten Wochenenden im Jahr ein und ausgehe. Es ist mein drittes Zuhause geworden. Auch dank ihm. Ich kann mir nicht vorstellen, wie mein Leben ohne ein Erwachsenwerden im Theater verlaufen wäre. Und Haralds Tod fühlt sich ein bisserl wie ein weiteres Stück Erwachsenwerden im Theater an.

Harald hat das Theater einfach geprägt, durch sein Dasein für uns alle, durch sein Interesse an uns allen, durch seine manchmal unausweichliche Autorität, durch seine Kochkünste – und an Mengen unvergleichbaren Einkaufskünste, durch seine unzähligen „Willst noch was essen?“ und legendären Seefeste, durch seine traditionell-polternden Standpauken in einer der letzten Hauptproben, durch sein Lächeln, wenn er einen irgendwo zufällig traf oder gerade im Neuklosterhof Tausende Liter Getränke auslud, durch seine unermüdliche Arbeit an den Bühnenkonstruktionen und durch seine Nachgiebigkeit, wenn er wieder selbst Dutzende Gläser nach Proben aus dem Theater in Richtung Geschirrspüler einsammelte, durch seine Fähigkeit im richtigen Moment auch ‚mal durchzugreifen, durch sein leises Schnarchen im fast verlassenen Theatersaal bei den letzten Choreo-Proben mit Sarah nach 22 Uhr, um dennoch jederzeit bereit zu sein, einen Schinken-Käse-Toast herbeizuzaubern, durch Wortgefechte bei kreativen Unstimmigkeiten, die am nächsten Tag stets vergessen waren, durch sein Bedürfnis, viele unsere Spezial-Auftritte mit der Kamera in Close-ups festzuhalten, durch seinen Realismus und seine Genauigkeit in jeglicher Planung und der genauen Kenntnis darüber, was das Publikum will, durch seine Energie, Dinge überhaupt auf die Beine zu stellen, durch seine Hartnäckigkeit in Verhandlungen mit Politik, Verlagen und anderen – aber vor allem durch das Gefühl, dass er immer für uns da sein würde – in allen Lebenslagen, durch seine Vision, durch seine Leidenschaft für das Theater im Neukloster und für die Menschen, die das Theater sind. Harald, du fehlst uns sehr! Ich kann nur schwer in Worte ausdrücken, wie sehr! Danke für alles!

Doch die nächste Zeit bringt auch viele schöne Dinge für mich, weil viel Musik. Ich zitiere nochmal den alten Spruch „The Show Must Go On“. In schöner Erinnerung an Harald. Angesichts der Umstände freue ich mich auch sehr, dass wir im Theater an unserer nächsten Produktion „Froschkönig“ weiterarbeiten. Das tut gut. Ich stehe dabei nicht auf der Bühne, aber sorge als musikalischer Leiter dafür, dass alle einigermaßen wissen, was sie singen und wie ich gerne hätte, dass sie singen. Ha!

Und dann gibt’s da bald noch ein Konzert mit 74tea, einer super-fabulous Band mit Bläsergruppe und famos-fantasticious Sängerin Janne Kliegl. Erster Versuch für die fette Jubiläumsshow war Mitte März 2020. Und dann kam da was dazwischen. Im dritten Anlauf klappt’s hoffentlich jetzt – mit mir als Backing-Sänger im dreistimmigen Chor. Ich mag das. Das kann ich. Zwischendurch dann noch zwei Hochzeiten und eine Firmung und natürlich: Noten lernen und Proben für die ersten Adventkonzerte mit den Jungs von Safer Six. Wie absurd viel Text hat „Perfect“ von Ed Sheeran eigentlich? Oy. Jede Strophe ähnlich und doch so ganz anders 🙂 Ich werde mein Bestes geben. Und mir auch einen Tag in der Woche vornehmen, an dem ich mir etwas Zeit für mich nehme.

Zweimal Kopenhagen steht auch noch an vor Weihnachten, darauf freue ich mich auch sehr und hoffe, ich kann meinen Kopf freibekommen und mich gut vorbereiten und fokussiert arbeiten. Ihr seht, es gibt sicher genug zu erzählen. Und keine Sorge, in den nächsten Blogeinträgen wirds wieder gesangstechnischer. Diese Woche hat’s halt mehr gemenschelt. Mein Blog, meine Regeln.

Also für alle, die Lust auf Musik haben, ihr könnt schon einmal vormerken:

  • 20.11. in Stockerau: 74tea Jubiläumskonzert, das wird eine geile Show!
    >> Zur Facebook-Event-Seite
  • 27. und 28.11. in Mödling: Safer Six Adventkonzert. Meine Premiere in der A-Capella-Truppe mit weihnachtlichem Programm! Unplugged im schönen Theresiensaal. (Gefolgt von mehreren teils noch nicht fix bestätigten Terminen während des Advents)
    >> Zur Safer Six-Terminseite
  • Von 28.11. bis 24.12. Märchenmusical „Froschkönig“ im Theater im Neukloster. Ich bin zwar nicht auf der Bühne, aber für alle Familien auf jeden Fall eine Empfehlung 🙂
    >> zur Theater-Homepage (Ticketverkauf startet bald, wenn die Termine öffentlich sind)

Singen ist Emotion, viel Freude und auch Trauer – und Befreiung und Wahrhaftigkeit. Zumindest für mich fühlt es sich manchmal so an. Dann ist mir auch jegliche Technik wirklich Blunz’n*. Und gut ist’s. Happy #vocalfriday! Lasst es euch gutgehen!

*Blunz’n ist ein österreichisches Wort für Blutwurst, also etwas zum Essen. Das Wort kann aber auch synonym mit „egal“ verwendet. Ich nehme an, das kommt daher, dass man statt egal auch „wurst“ bzw. „wurscht“ sagen kann in Österreich, ein paar ganz Lustige haben dann wohl die „Blunz’n“ daraus gemacht. „Blunz’n“ kann man übrigens auch zu einer dummen, unklug handelnden weiblichen Person sagen. Kann man. Sollte man vielleicht aber nicht.

Coming up on Vocalfriday #16

Bauchatmung – Eh klar, wir atmen nicht in den Bauch. Und trotzdem bewegt sich der Bauch beim Einatmen nach draußen. Einerseits klären wir ein paar Basics der Atmung, andererseits gehen wir ein paar Gesangslehrer-Vokabeln auf den Grund. Bildliche Sprache hat schon was, sorgt aber manchmal eben für Missverständnisse.

am 15.10. (oder 22.10. – eine Woche Pause ist nicht ausgeschlossen) hier im Blog

Veröffentlicht von Klemens Patek | vocalfriday

Vocal Coach | Sänger - Frage drei Gesangslehrer und du bekommst vier Antworten. Hier bekommst du die fünfte ;) Bei mir geht's ums Singen, um Gesangstechnik, um CVT (Complete Vocal Technique) und Themen wie Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Künstlersein. Bin gespannt, wohin mich die Reise führt. Das wichtigste für mich: Respekt und freundschaftlicher Austausch. Bashing anderer Künstler oder Coaches liegt mir fern. Mein Motto: Richtig ist, was dem/der Sänger*in gut tut und konkret weiterhift!

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