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Fröhlichen, eingeschneiten Vocalfriday! Spätestens jetzt ist es das beste Timing, um sich die Weihnachtsplaylists wieder aufs Handy zu laden. Schon absurd, wie sich eine Art moderner Weihnachtslieder-Kanon entwickelt hat, ohne den es für viele Menschen gar nicht so richtig Weihnachten werden kann. „All I Want For Christmas“, „Last Christmas“, „Driving Home For Christmas“… ihr wisst, welche Songs ich meine 🙂 Mein persönliche Playlist besteht – apropos Mainstream – tatsächlich auch aus dem Michael Bublé-Christmas-Album. Dieser Sound ist für mich persönlich Weihnachten. Und schöne Erinnerungen. Aber großteils trällern für mich die A-Capella-Meister der „Real Group“ und … natürlich… „Pentatonix“ für mich als persönliche Christmas Carolers. Zu deren Tracks kann ich stundenlang schwelgend aus dem Fenster schauen oder im Schnee/Gatsch spatzieren gehen. Oder einfach mitsingen, wenn ich nicht gerade im Zug sitze.
Aber zum Thema. Ich weiß ja nicht, wie ihr das haltet mit dem Singen in der Advent- und Weihnachtszeit. Wir haben in der Familie früher schon regelmäßig unser Repertoire vor dem Adventkranz zusammen gesungen 🙂 Aber das ist jetzt auch schon eine Zeit lang her. Ein Fixpunkt bei uns – und ich glaube bei vielen Familien – ist aber immer noch das „Stille Nacht“ vor dem leuchtenden Weihnachtsbaum am Heiligen Abend. Das, was viele gar nicht wissen – oder bedenken: „Stille Nacht“ ist aus dem Katalog der klassischen deutschsprachigen Weihnachtslieder jenes mit der vielleicht größten Range. Also mit dem größten Abstand zwischen tiefstem und höchstem Ton. Es erfordert also durchaus ein wenig Übung, will man inbrünstig singend von Anfang bis Ende jeden Ton perfekt treffen.
Jetzt werdet ihr vermutlich denken: Darum geht’s am Weihnachtsabend aber wohl wirklich nicht. Recht habt ihr 🙂 Das ist natürlich eine Art Funfact, soll also niemand davon abhalten, das Lied in die Stille Nacht hinauszuschmettern. Gerade am Heiligen Abend ist es ja irgendwie hoffentlich Musik aus dem Herzen, da soll man auch gar nicht groß an Technik denken, einfach genießen. Aaaaber. Das wär ja langweilig hier im Blog. Also schauen wir uns die Noten von „Stille Nacht“ einmal genauer an – hier in ambitioniertem C-Dur.

Auch, wenn ihr vielleicht nicht zu den Notenlese-Experten gehört: Alleine in der letzten Zeile ahnt man zumindest: Ups, da wirds zweimal hoch. Gefolgt von einem Abgang auf den tiefsten Ton im Lied: den letzten nämlich. Von c1 bis f2 – das ist ein ordentlicher Tonumfang, den es zu „bewältigen“ gilt. Und daher ein paar Tipps für „Stille Nacht“ mit Familien und Freunden. Seriously! 🙂
Tipp 1: Gmiatlich tief anfangen
Wegen des großen Tonumfangs ist die Wahl des Anfangstons entscheidend. Surprise. Wer also ohne Instrumente vor dem Weihnachtsbaum steht und zu singen beginnen will, sollte sich einen eher bequem-tiefen Ton als Start aussuchen. Ich finde ja auch, es ist für alle Beteiligten entspannter, wenn wir die hohen Stellen gemeinsam einigermaßen alle bewältigen können und dafür den Schlusston vielleicht nur noch hauchig-tief setzen können (weil dann ein bisserl gar tief).
Für alle, die Instrumente spielen und sich oder die Familie begleiten wollen, hab ich einen Tonart-Geheimtipp: Ab-Dur. Diese Tonart ist überhaupt immer mein Geheimtipp, haha. Im Ernst, ich singe gerne in Ab-Dur, das fühlt sich immer gut an und ist eine super Klavier-Tonart. Aber im Fall von „Stille Nacht“ ist es tatsächlich einfach die ideale Tonart für die ganze Familie… 🙂 Für Gitarristen macht A-Dur vielleicht mehr Sinn. Auch meistens easy machbar. Höchster Ton wird bei Ab-Dur dann das Db2 und das meist kniffligere „Ruh“ endet auf einem machbaren C2. Und der Schlusston ist ein tiefes Ab. Das sollte doch für die meisten Sänger:innen ganz in Ordnung zu singen sein. Wenn ihr ausschließlich sangesfreudige Mädels seid, die immer schon gerne Sopran gesungen haben – dann ist C-Dur natürlich auch immer ein Option 😉 Aber psst. Geheimtipp. Ab-Dur.
Akkorde in Ab:
Ab | Ab | Eb | Ab
Db | Ab | Db | Ab
Eb | Ab | Ab Eb | Ab
Akkorde in A:
A | A | E | A
D | A | D | A
E | A | A E | A
Tipp2: Vor dem „Ruh“ Atmen
Die „gemeinste“ Stelle im „Stille Nacht“ ist ja wirklich das „Ruh“ bzw. die Parallelstellen in den Strophen. Ist zwar nicht der höchste Ton, aber nur einen Halbton darunter – und zwei Faktoren erschweren die Sache. Erstens: Der Ton wird länger gehalten und man muss ein Intervall aufwärts bewältigen. Bei Tonsprüngen nach oben ist es nun einmal so, dass wir da besonders aktiv unsere Töne formen müssen. Sind wir nicht ready oder verändern unser Setting nicht, wird der obere Ton gerne zu tief oder einfach anstrengend… Aber wir haben ja gesagt, wir wollen unter dem Weihnachtsbaum nicht gar so kritisch sein. Deshalb mein Profi-Tipp für „Stille Nacht“: vor dem „Ruh“ Atmen. Mal als Anfang…
Sorry, jetzt musste ich selbst lachen. Ich wollte das immer schon einmal schreiben: „Mein Profi-Tipp für „Stille Nacht“. Aber es ist mein voller Ernst. Sprachlich ist es vielleicht nicht mega-elegant vor dem „Ruh“ zu atmen. Aber noch weniger elegant ist es, auf dem Tonsprung auf dem Wort „Ruh“ gesanglich „zu verhungern“. Denn wenn die Luft schon eng wird und dann kommt erst der hohe, längere Ton, dann wirds oft ein bisserl wackelig.
Also: Schlaf in himmlischer (ATMEN!) Ruh.
oder: Schlaf in (ATMEN!) himmlischer Ruh.
Variante zwei ist möglicherweise die elegantere 🙂 Kurzer Schnappatmer, den man durch das „h“ auf „himmlischer“ ganz gut tarnen kann. Und so reicht die Luft dann auch für den letzten Tonsprung auf dem Wort „Ruh“ vom Ab zum C2 (bzw. in welcher Tonart auch immer…)
Edit: Und generell nicht zu viel „wollen“ am zweiten „Ruh“-Ton 🙂 Kopfstimme, Falsett reicht vollkommen aus 😉 zart, behaucht, mit einem Lächeln – und es wird sicher passen!
Tipp3: Backing-Track aus dem Internet
Das ist jetzt vielleicht nicht für alle ein stilvoller Tipp, aber es kann dem Gesang durchaus etwas Magie verleihen, wenn man den richtigen Backingtrack geladen hat und die Bluetooth-Box rechtzeitig connected hat, bevor die Familie loslegt. Ein schöner Hintergrund-Track kann auch Sicherheit geben und auch schüchternere Sänger*innen zum Mitsingen animieren. Und wenn das „Ruh“ dann doch atemlos daher kommt – who cares? Hier ein paar Empfehlungen von Instrumental-Tracks für „Stille Nacht“:
>> Klavier-Begleitung in A-Dur (4 Takte Intro)
>> Gitarren-Begleitung in G-Dur (4 Takte Intro)
>> Michael–Bublé-Version Karaoke in…. Ab-Dur… yes! (5 Takte Intro)
>> noch eine Variation in G-Dur … mit Modulation (!) nach zwei Strophen
(zwei Takte Intro, zuerst G-Dur, dann A-Dur)
Und falls alle Stricke reißen und die Familie sich ohnehin weigert zu singen – selbst nach Verschicken dieses Blogbeitrags samt Karaoketrack zum Üben in die Familien-Whatsapp-Gruppe, dann tut’s auch überhaupt eine Aufnahme mit allem drum und dran. Da kann man ja auch mitsingen. Hauptsache Musik, oder nicht? Dann ist es pure Geschmackssache obs die Sängerknaben oder doch Pentatonix sein soll. Oder der Unterwipflbacher Männergesangsverein.
Also nur ja keine Scheu – und singen, was das Zeug hält! Kling Glöckchen Klingelingeling!
Und übrigens: Wie läuft’s mit der 14-Tage-Lockdown-Challenge? Wie gesagt, es darf auch als Experiment im Jahr 2022 gerne einmal ausprobiert werden, geht auch ohne Lockdown. Also aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Habt eine schöne Adventzeit. Hier noch ein kleiner Programmtipp in eigener Sache:
Klemens on stage:
SAFER SIXMAS
Samstag, 18. Dezember um 16 Uhr im Theresiensaal in Mödling
Meine Premiere mit den Jungs der Acapella-Truppe von Safer Six. Wir dürfen eeeendlich gesangliche Weihnachtsstimmung verbreiten! In dieser ganz besonderen Location übrigens unplugged – also ohne Mikros. Freu mich sehr drauf. Es gibt noch ein paar Restkarten.
Karten: € 25,– | unter : safersix.management@gmail.com
2 Kommentare zu „#24 Der eine Trick für „Stille Nacht““