#43 Ich Meister, du Schüler! Erwartungen an Gesangsunterricht

„Warum kommst du zum Singen zu mir?“ So in etwa frage ich immer neue Leute, wenn sie zum ersten Mal in eine Stunde kommen. Quasi: „Was kann ich für Sie tun?“ Denn darum geht es doch, die Wünsche und Ziele des*r Sänger:in zu erfüllen. Und da gibt es durchaus auch Missverständnisse. Im Sinne von: Ich, als Lehrer, Meister, Guru, sage dir, du kleine*r Wurm und Anfänger*in, wie du singen sollst. Denn das wäre nicht unbedingt hilfreich. Deine Stimme, dein Lernen, wie du tickst, was du spürst, wie du klingen willst (!) – das muss für mich im Mittelpunkt stehen, dass wir eine gemeinsame Kommunikation finden, damit du alle Möglichkeit bekommst, besser zu werden.

Symbolbild. Wofür es symbolisch steht, möge sich jede:r selbst hineininterpretieren… 😉

„Wie hat sich das angefühlt?“ … ist dann eine Frage, die ich dir in einer Gesangsstunde oft stellen werde. Vielleicht denke ich mir gerade „Wow, geil!“ und alles hat frei und ohne Spannungen geklungen. Aber du spürst ein Zwicken oder ein Kratzen danach. Wenn ich jetzt sage: Hey, Wahnsinn, was war das für ein geiler Ton?! Vielleicht ist dein Lerneffekt dann: okay, so muss es sein. Es muss kratzen und zwicken, dann passt’s! Dann wäre da etwas gewaltig schiefgelaufen. Deswegen kann ich als Vocal Coach nicht alleine „entscheiden“, was „richtig“ ist. Klar habe ich Erfahrung und denke mir schon meinen Teil – und spreche ihn auch oft genug aus 🙂 Aber du als Sänger:in hast (mit mehr oder weniger Hilfe von mir) ein besseres Gespür dafür, was ein guter Ton ist, wie sich guter Klang anfühlen kann. Gemeinsam tasten wir uns da vor, auf was man achten muss und kann.

Natürlich sagen es die meisten Sänger:innen ohnehin von selbst, wenn etwas nicht passt – oder ihre Körpersprache sagt mir das. Aber „die meisten“ ist eben nicht alle. Und wenn ich frage: „Wie hat sich das angefühlt?“, dann will ich dich als Sänger:in auch dazu motivieren, ein bisserl hinzuspüren, wie du diesen Ton empfunden hast. Findest du Worte dafür, was du jetzt anders als zuvor gemacht hast? Denn wenn DU Worte findest, treffen sie sicher besser zu, als wenn ICH Worte dafür suche – und einen Mangel an Worten kann man mir eh nicht vorwerfen ;). Ich könnte jede Stunde predigen und sagen, du sollst „vorne singen“, und du fühlst den Ton und das Setting vielleicht aber „irgendwie hinten“. Und dennoch könnten wir vom selben reden, ohne es zu merken.

Ich übernehme schon auch das Kommando, keine Sorge

Das ist das eine: Wir finden eine gemeinsame Sprache. Du musst als Sänger selbst spüren lernen, was sich gut und was falsch anfühlt und -hört. Aber. Für alle, die schon darauf gewartet haben, hier ist es wiedermal…: Ein AAAAABER… natürlich gibt es Basics, die ich je nach deinem Wunsch einstreuen werde. Es gibt Dinge, die werde ich aktiv ansprechen und vielleicht gibt es Dinge, Gewohnheiten bei dir, über die ich vielleicht denke: na vielleicht gibt sich das mit der Zeit, wenn wir weiter an dieser und jener Technikbaustelle arbeiten. Support, Twang, Zunge, Kehlkopf, Gaumensegel, Modes natürlich…. und so weiter…. natürlich werde ich darüber reden, wenn Bedarf. Und wenn wer in die erste Stunde kommt und sagt, ich habe von CVT gelesen und interessiere mich dafür, wie dieses Gesangssystem aufgebaut ist – aber hey – gern! Los geht’s, ich zeig dir alles und gebe dir einen Überblick über die Complete Vocal Technique. Ansonsten lasse ich die Grafiken und neuen Wörter vorerst in der Schublade… bis wir wirklich gemeinsam über die Modes und so reden wollen, weil sie uns weiterbringen! Auch wenn wir die Techniktipps und Tricks vielleicht schon längst vorher anwenden.

Und dieses Fokussieren auf den*die Sänger:in kann bei der ersten Gesangsstunde durchaus eine neue Erfahrung sein. Oft glauben Sänger:innen vielleicht auch, ich stelle ihren ganzen Gesang auf den Kopf. Aber hey, vieles klappt doch vielleicht schon oft ganz gut. Gut so! Darauf bauen wir auch. Nur, weil man sich noch nicht mit Singen näher auseinandergesetzt hat, heißt das ja nicht, dass man am Lagerfeuer, in der Kirche, unter der Dusche jetzt teschnisch ur-arg-anders-schlecht singt.

Und eine schlechte Nachricht hab ich auch noch: Auch wenn wir in den Stunden mit einigen Tipps und Tricks sowie Erkenntnissen Erfolge erzielt haben, neue Sphären entdeckt haben – jetzt bist du, jetzt ist der*die Sänger:in gefragt. Üben. Die Wiederholung, das Arbeiten ins Muskelgedächtnis, das Automatisieren, kann ich nicht für dich übernehmen. Und wer üben will, muss verstehen, was er tut. Darauf lege ich ohnehin viel Wert.

Noch ein Aaaaaber! Wenn du als Sänger:in einen konkreten Wunsch hast: „Ich möchte Vibrato lernen“ (coming up als Blogbeitrag übrigens demnächst) dann werde ich dich natürlich gezielt hinführen, so gut ich kann. Und auch aktiver eingreifen und sagen „So geht’s!“. Und vielleicht auch mal „so nicht“…. Klar, dann bin ich mal für eine Einheit Guru 🙂 Und trotzdem werde ich dich oft fragen: „Wie fühlt sich das für dich an?“.

Also übernehme ich schon auch mal das Kommando, wenn es sein muss, keine Sorge. Denn klar, gerade Anfänger:innen brauchen zu Beginn oft erst einmal ein wenig Input, um ihre Stimme besser kennenzulernen. Also keine Sorge 🙂 Schritt für Schritt arbeiten wir uns voran – mit allen Themen, die man so beim Singen brauchen kann. Und im Zweifel: Reden wir einfach drüber. Brauchst du mehr Input – oder soll ich lieber mehr meine Klappe halten 🙂 Hast du andere Ideen und Wünsche? Darum gehts doch! Und mein Job ist es, dich ans Ziel zu führen, ob das jetzt das Einstudieren eines einzelnen Songs für einen Geburtstag ist oder der Beginn einer großen Gesangskarriere ist.

Die nächstes Termine mit der Acapella-Gruppe „Safer Six“
Programm „Sound of Cinema“

Wer unseren Auftritt im „Studio 2“ auf ORF2 verpasst hat, kann diesen noch bis Dienstag in der ORF TVTHEK nachsehen. War schon nett dort im Fernsehen 🙂

Freitag, 13. Mai: Stadtkino Ternitz
Freitag, 3. Juni: Kulisse, Wien
Freitag, 1. Juli: Schloss Gloggnitz

Alle Infos dazu auf unserer Homepage!

Tipp: Musical „Godspell“ in Wiener Neustadt

Das Ensemble des Theaters im Neukloster in Wiener Neustadt spielt eeeendlich wieder „Godspell“ (nach 1998 und 2003). Eigentlich wär’s ja 2020 schon geplant gewesen. Tolle Musik von Stephen Schwartz, tolle Sänger:innen, tolle Choreografien. Eine humorvoller und interessanter Theaterabend. Ja, mit Bibelkontext. Aber Empfehlung auch für alle Nicht-so-close-mit-Jesus-Menschen, das könntet ihr euch ruhig trotzdem geben… auch wenn ich nicht selbst auf der Bühne stehe. Termine noch bis 28. Mai. Schaut vorbei und plaudert mit mir in der Pause.

Infos und Tickets: www.theaterimneukloster.at

Veröffentlicht von Klemens Patek | vocalfriday

Vocal Coach | Sänger - Frage drei Gesangslehrer und du bekommst vier Antworten. Hier bekommst du die fünfte ;) Bei mir geht's ums Singen, um Gesangstechnik, um CVT (Complete Vocal Technique) und Themen wie Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Künstlersein. Bin gespannt, wohin mich die Reise führt. Das wichtigste für mich: Respekt und freundschaftlicher Austausch. Bashing anderer Künstler oder Coaches liegt mir fern. Mein Motto: Richtig ist, was dem/der Sänger*in gut tut und konkret weiterhift!

Ein Kommentar zu “#43 Ich Meister, du Schüler! Erwartungen an Gesangsunterricht

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