Also gut, die Titelfrage ist natürlich etwas für Musiktheoretiker*innen, ein bisserl. Sänger*innen haben da ja nicht gerade den besten Ruf, Menschen dieser Gattung zu sein. Alles ein Klischee natürlich. Jedenfalls würde es nicht Schaden, zu wissen, was eine Tonart ist. Also so ganz generell. Man muss ja nicht gleich wissen, wie viele Vorzeichen Gis-Moll hat. Für alle, die nix im Leben mit Musiktheorien zu tun hatten, probier ich’s mal in wenigen Sätzen Worten: Die Tonart gibt an, welche Töne der Melodie, dem Harmoniegefüge zugrunde liegen. Wenn ein Lied also zum Beispiel in D-Dur komponiert ist, kommen eben die Töne von D-Dur vor: D, E, Fis, G, A, H, Cis. Warum gerade dieses? Nun das hat seine Gründe. Aber wenn wir diese Töne, denen eine bestimmte Abstandsfolge zugrunde liegt, spielen, dann ergibt das eine Dur-Tonleiter (Halbtonschritt zwischen 3. und 4. bzw. 7. und 8. Ton). Und in D-Dur kommen dann zum Beispiel auch nur Akkorde vor, die Töne aus diesem Material beinhalten. (Das heißt nicht, dass man sich nicht auch einmal Töne/Akkorde aus anderen Tonarten in Liedern ausborgen darf… Aber das wär dann wirklich etwas für Musiktheoretiker, kommt aber oft vor natürlich.)

Jetzt macht die Tonart an sich noch nicht klar, ob das jetzt ein subjektiv hohes oder tiefes Lied ist. Nur weil’s in D-Dur ist, kann ich jetzt nicht sagen – uj, machmas lieber in C – bevor ich die Noten überhaupt gesehen habe und weiß, wie die Melodie geführt wird. So funktioniert das nicht 🙂 Aber sollte die Melodie zum Beispiel hinauf auf das A4 führen – und mir liegt der Vokal dort nicht oder ich will’s mir für eine sichere Performance einfach ein wenig einfacher machen, dann kann ich die Tonart ändern. Ich verschiebe das ganze Tongefüge einen Halbton oder Ganzton hinunter – oder mehr…
Spiele ich mit einer Liveband bedeutet das – je nach Lied – Arbeit. Ist es ein einfacher Song mit drei Akkorden, dann wird das den meisten Musikerkolleg*innen egal sein. Da reicht die Bitte: „Machms’s doch einen Ganzton tiefer, bitte! Passt das?“ Die merken sich das dann schon, wenn’s statt D-Hm-A, dann einen Ganzton Tiefer C-Am-G ist – immer und immer wieder, wie das im Pop manchmal halt so ist. Mach ichs nur einen Halbton tiefer, lande ich aber in einer für manche etwas unbequemen Tonart mit den Akkorden Des, Ces-Moll und as. Wenn’s nur Klavier und Gitarre und Schlagzeug ist, wird auch das egal sein. Aber eine Trompeterin, ein Violonist könnte dann schon fluchen. Weil die Melodietöne dann ständig viele Vorzeichen haben, es sich komplizierter anfühlt. Es sich womöglich ungewohnt – je nach Instrument vielleicht sogar quasi unmöglich – zu spielen ist.
Warum in der Performance quälen? Was wirkt/klingt besser?
Es geht schon auch darum, aus der eigenen Performance das beste herauszuholen. Wer sich ständig über eine hohe/tiefe Passage quält oder sich dabei zu sehr anstrengt, dem empfehle ich, Dr. sing. Patek, eine andere Tonart. Bei Pop und Jazz ist das ohnehin Alltag, auch bei den Profis. Bei Musicals sind die Tonarten etwas starrer, sobald sie einmal für die Bühne fixiert wurden. Aber die Tonarten werden oft genug den Stars der Shows auch angepasst – vor der Uraufführung. Ein bisserl höher, weils besser klingt mit der jeweiligen Stimme, ein bisserl tiefer. Nach der Uraufführungen werden sie dann aber in einer fixen Tonart (klar, Orchester hängt ja auch dran) gespielt und lizensiert – und der*die jeweilige Darsteller*in muss sich den Noten fügen.
In der Klassik ist das spontane Änderrn einer Tonart eher weniger „erlaubt“. Dafür gibt’s ja auch ein bisserl die Stimmfächer. Sopranistinnen singen Sopran-Literatur, Tenöre Tenor-Arien usw. Es wäre beinahe schon ein Fauxpas, eine bestimmte Arie in einer anderen Tonart zu singen. Aber. So ganz ist das auch nicht wahr. So gibt es zumindest für die breite Masse an Sängern zum Beispiel auch die Schubert-Liederzyklen in verschiedenen Stimmlagen zu kaufen. Bei Opern ist das aber anders.
Im Pop-Bereich gibt es auch oft das Phänomen, dass selbst Topstars auf Live-Touren ihre Songs in einer anderen Tonart singen, als im Studio. Eh klar. Manches wäre vielleicht jeden Tag live zu Kräfteraubend. Im Studio kann man einerseits auf bestimmte Stellen fokussieren, hat mehrere Anläufe und kann natürlich technisch nachhelfen. Live und mehrmals die Woche klappt das evtl. nicht bei jedem Song. Gibt genug Beispiele dafür. Auch Stars sind nur Menschen…
Was nicht passt, wird passend gemacht
Ich bin da recht pragmatisch. Was nicht passt, wird passend gemacht. Wichtig ist, dass es gut klingt. Für sehr feinfühlige Hörer*innen, machen Tonarten aber nicht nur in der Tonhöhe einen Unterschied. Sondern auch vom Feeling, vom Vibe her. Manchen Tonarten wird ein bestimmter Charakter zugeschrieben. Warum das so ist, dazu empfehle ich euch – ausnahmsweise wieder einmal – den zugehörigen Wikipedia-Artikel „Tonartencharakter“ . Manche Komponist*innen verbinden mit manchen Tonarten gewisse Grundstimmungen – aber nicht alle dieselbe… Hat auch mit der wohltemperierten Stimmung zu tun. ABer wie auch immer. Ich glaube schon, dass jede Tonart irgendwie einen anderen Vibe mitbringt – ich bleibe jetzt mal bei dem Wort.
Für Sänger*innen und Lernende empfehle ich immer, das Lied in einer Tonart zu singen, zu üben, die sinnvoll ist. Die machbar ist. Wenn ich einen bestimmten Klang, ein bestimmtes Vokaltraktsetting übe, dann in einer Tonhöhe, bei der mir das auch gelingt. Wenn alles easy-breezy funktioniert, dann gerne einen Halbton höher. Gerade beim Üben. Immer in einer Tonlage üben, in der die technischen Aspekte auch funktionieren. Erst höher üben, wenn alles safe ist. Und irgendwann, wenn eine Performance ansteht, sollte man dann natürlich rechtzeitig festlegen, welche Tonart man anpeilt. Nicht nur wegen der Noten für die Musiker*innen evtl., sondern auch, um das Lied dann zu festigen. Jede Tonart bringt vielleicht je nach Vokal und Phrase unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Irgendwann sollte man dann die Tonhöhe schon immer gleich lassen, um das Muskelgedächtnis zu trainieren und das Lied automatisieren zu können.
Das war ein kurzer Ausflug in die Welt der Tonarten. Ich als Pianist bevorzuge übrigens fix Bb-Tonarten (F, Bb, Eb, Ab,…). Und bin da an den Tasten nicht der einzige. Gitarristen bevorzugen übrigens eher Kreuz-Tonarten (G, D, A, E,…). Wäre spannend, da mal Forschungsarbeiten dazu zu lesen, wieso dem so ist. Ab-Dur ist doch auch einfach nur G#-Dur 😉
Musical-Duette „Du und Ich im Hier und Jetzt“
… bei der Veranstaltung „Kultur und Herz“ am 27.10. um 19 Uhr
im Foyer der Sparkasse Wiener Neustadt (Neunkirchner Straße 4) singe ich zwei Duette mit Kolleginnen vom Theater im Neukloster. Eintritt ist frei. Um Anmeldung unter event@wrneustadt.sparkasse.at wird gebeten. Wir sind das Rahmenprogramm einer Vernissage.
Safer Six (Pop-/Rock-Acapella!) – Wir sind bald auch in DEINER Nähe!
Voicemania-Eröffnung: Fr 4. November 14 – 17 Uhr Balcanto
Es ist wieder einmal Voicemania in Wien. Wir eröffnen mit A-Capella-Kolleginnen und -Kollegen das Festival in der Wiener Innenstadt. Einfach durch die Innenstadt flanieren und uns – und anderen A-Capella-Gruppen – lauschen, wie wir von Balkonen singen.
Nähere Infos zu den Spielorten und den teilnehmenden Gruppen: www.voicemania.at
Programm Sound Of Cinema
Fr 18. November, 19 Uhr, Stadtsaal Gloggnitz
Programm Safer SiXmas
Sa 26. November, 19.30 Uhr, Theresiensaal Mödling
So 27. November, 18 Uhr, Theresiensaal Mödling
So 4. Dezember, 19 Uhr, Erlöserkirche Wiener Neustadt
Infos und weitere Termine:
www.safersix.at