Zwischen fad und Schlager – authentisch Musicalsongs zu zweit zu performen ist gar nicht so einfach. Ich stand jüngst vor der wunderbaren Aufgabe, zwei Musicalduette – noch dazu mit wunderbaren Sängerinnen – bei einer Veranstaltung singen zu dürfen. Und wie ihr wisst, bin ich prinzipiell eher Sänger als Schauspieler. Ich glaube durchaus, dass ich schauspielerisches Talent habe und ich bewege mich gerne auf der Bühne. Aber richtig weit ins Schauspiel bin ich nie vorgedrungen. Mir sind Rollen am besten gelegen, die meinem Naturell am nächsten kamen – irgendwie eh logisch. Und als Sänger kann ich mich wunderbar hinter dem Mikro verstecken – oder einfach ich selbst sein. Oder einfach machen, meinen Ausdruck, meine Gedanken einfach fließen lassen, nicht nachdenken. Und würde ich eine Musical-Arie – so einzeln als Performance – alleine singen, würd ich’s vielleicht ähnlich angehen. Aber zu zweit? Ein klassischer Lovesong (mit innerlicher Zerrissenheit)? Wie macht man das, dass das gut ausschaut – und nicht in kitschiger Schlagergestik verkommt? Und auch gut klingt…? Dazu gibt’s heute ein paar Gedanken.

Nach dem ersten Absatz, den du gerade gelesen hast, hab ich dann mal zwanzig Minuten nachgedacht. Haha. All die Dinge und Begriffe, die wir beim Zusehen vielleicht empfinden können, wie: „Chemie stimmt“, „echte Emotion“, „gute Harmonie“, „berührend“ sind beim Versuch diese zu erzeugen nur wenig hilfreich. Wir fragen uns ja heute: wie machen wir die Performance von zwei Menschen zu einer Einheit? Was konkret ist Harmonie – im doppelten Sinne?
Ich finde ja, viele Interpretations- und Performance-Tipps sind für die Fisch’ (umsonst), wenn du plötzlich mit jemandem zweiten auf der Bühne stehst. Denn dann geht’s um mehr. Dann geht’s um Augenkontakt untereinander, mit dem Publikum. Energiegleichgewicht, interagieren, vielleicht sogar berühren. Und dabei immer schön locker bleiben.
Tipp 1 – und das ist der wichtigste: Weniger ist mehr
Wenn du mit einer zweiten Person auf der Bühne stehst und ihr beide fühlt euch mit euch und dem Song wohl, dann singt einfach. Performt, wie es euch passt. Evtl. wir’s ein bisserl „inselhaft“, jeder für sich. Aber besser als übertriebenes Gepose 🙂 – solange jede:r auf der Bühne auch wirklich Freude und Energie aufbringt – aber ohne geht’s sowieso nicht…
Tipp 2: Einfach mal machen. Schauen, was passiert – und am besten, gleich mitfilmen.
Und das schwierigste an der Sache: sich danach das Video auch wirklich ansehen. Was schaut gut aus, was nicht? Welche Songteile brauchen mehr Interaktion? Ich erinnere hierbei nochmal: Weniger ist mehr. Aber „Nix“ ist dann doch zu wenig.
Tipp 3: Das Lied in seine Teile „zerlegen“ und die Abschnitte Gefühlen/Bewegungen zuordnen
Ein Lied lässt sich meistens gut in seine einzelnen Teile zerlegen: 1. Strophe, 2. Strophe, Refrain, 3. Strophe, Bridge, 2. Refrain, 3. Refrain. Oder so ähnlich. Und diesen Teilen können wir bestimmte Settings/Gefühle/Bewegungen zuordnen. In der Strophe mit Blick nach vorne singen, im Refrain zueinander – zum Beispiel. Wie baut sich das Lied sonst auf? Enttäuschung, Wut, Trauer – wo bricht sich diese Bahn?
Tipp 4: Eckpfeiler einschlagen
Ergänzend zum vorigen Tipp: Wo sind Akzente in der Musik, Stopps/Breaks/Beats, wo man gemeinsam mit der Musik zB nach vorne blicken oder einen Arm hebt oder die Hand des*der anderen nimmt. Wo stehen wir zu Beginn, wo am Ende? Was MUSS immer passieren im Song.
Das wären so meine 0815-Tipps für die Bühne. Manchmal kann es auch reizvoll sein, zu sagen: „Wir schauen uns drei Minuten lang in die Augen“. Vielleicht etwas weird zu performen, kann aber eine Wirkung erzielen. Oder das Motto: Wir schauen uns gar nicht an. „Wir reden aneinander vorbei“. Je nach Inhalt des Lieds natürlich. Wenn es denn ein Lovesong ist: Keine Berührungsängste. Über die Berührungen vorher sprechen. Was ist möglich, womit fühlt ihr euch wohl.
Ich finde, dass Musicalduette hier durchaus eine andere Herausforderung sind, wenn sie sozusagen das Publikum kurz in die Szene mitnehmen sollen. In einer ganzen Show mit dramaturgischem Hintergrund ist das irgendwie „natürlich“ gewachsen (im Idealfall…). Aber als einzelner Song performt, kann es sich etwas eigenartig anfühlen, einfach mitten in die Geschichte einzutauchen. Und da sind wir wieder beim Punkt: Üben – und ausprobieren. Und das behalten, das funktioniert – und das „rausschmeißen“ aus der Performance, das nicht funktioniert.
Und dann gibt’s beim Zu-zweit-singen ja auch noch das Problem mit dem Singen… Zweistimmig und so? Auch nicht gerade so einfach. Darüber schreibe ich dann nächste Woche im #vocalfriday. Hilfe, wo ist die zweite Stimme? Habt ein schönes Wochenende!
Der Kartenverkauf für das Märchenmusical „Katrin Nussknacker“ ist gestartet. Wir stecken ja schon längst mitten in den Probenarbeiten. Seit der CD-Aufnahme lass ich die Sänger:innen ein bisserl in Ruhe… bis die Choreo sitzt. Dann fang ich wieder von vorne an ;-p. Jedenfalls: Für alle hier im Raum Wiener Neustadt mit Kids ab ca sechs Jahren: klare Theaterempfehlung!
Premiere am 27.11., Aufführungen bis inklusive 24.12.
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Safer Six (Pop-/Rock-Acapella!) – Wir sind bald auch in DEINER Nähe!
Programm Sound Of Cinema
Fr 18. November, 19 Uhr, Stadtsaal Gloggnitz
Programm Safer SiXmas
Sa 26. November, 19.30 Uhr, Theresiensaal Mödling
So 27. November, 18 Uhr, Theresiensaal Mödling
So 4. Dezember, 19 Uhr, Erlöserkirche Wiener Neustadt (Für diesen Termin könnt ihr Tickets direkt über mich reservieren, einfach melden!)
Infos und weitere Termine:
www.safersix.at