Eigentlich habe ich mit dem Titel schon alles gesagt. Danke, bye! Singen ist so ein fürchterlich vergleichendes „Business“… dabei sollte es doch einfach etwas Schönes sein. Warum höre ich dann aber nur Menschen, die besser singen, als ich? Warum sind andere mit 17 wahre Stimmwunder mit Plattenvertrag, während ich immer noch zu schwitzen beginne, wenn ich ein A4* in den Noten sehe?

Ich bin jetzt wahrlich kein Mindset-Experte, aber ich versuche mich selbst immer wieder daran zu erinnern, dass mich andere Sänger:innen inspirieren sollen/können/dürfen. Dass ich, wenn ich ihnen nachstreben möchte, dafür üben muss. Oder… ich akzeptiere es, dass ich nicht so flotte Riffs hinbekomme wie Jessie J. … Ist auch okay. Dieser Blog soll kein Plädoyer dafür sein, dass man nur etwas wert ist, wenn man sich ständig weiterentwickelt. Oder ständig inspiriert ist… 🙂 Man darf auch mal einfach sein… Gelangweilt, faul, auf der Couch. Das darf ich, darf man in der ganzen Selbstoptimierungsdebatte und der „Du-kannst-es-schaffen-Debatte“ nie vergessen.
Aber wenn ich ein Ziel für mich ausmache, ich inspiriert durch das Können und die Leidenschaft anderer bin, dann kann ich mir vornehmen, daran zu arbeiten. Andere werden vielleicht rascher lernen, es wird ihnen leichter fallen. Kann sein. Aber warum sollte ich deswegen nicht zumindest kleine Fortschritte machen auf dem Weg zu meinem Ziel?
Was bringt es mir, mich darüber zu ärgern, dass ich etwas nicht so gut kann, wie andere? Nichts. Nada. Niente. Außerdem: Niemandem fällt etwas in den Schoß. Niemand ist perfekt. Jede*r glaubt, er oder sie habe irgendwo ein Defizit. Und hat es wohl auch 🙂 Und das ist okay.
Singen ist aber auch so unglaublich persönlich. Man offenbart sich – und setzt sich dem Urteil anderer aus. Selten wird auf dem Positiven aufgebaut, meistens hängt sowohl das Feedback als auch das Selbstbild am Negativen, dem was NICHT gelungen ist. Und natürlich kann ich für mich befinden, dass jemand anderes eine ur-geile oder auch eine für mich nicht so ansprechende Stimme hat. Klar. Ist okay. Aber die Arbeit an der Stimme kann immer nur wertschätzend sein – auch unter Kolleg*innen. Das ist auch der Grund, warum ich aus meinen stimmlichen Problemzonen nie ein Geheimnis machen werde. Wir sind alle nur Menschen. Und wer sich dafür einsetzt, sich in einem Bereich zu verbessern, der darf auch mal nicht gleich perfekt sein.
Gemeinsam lernen, sich gemeinsam pushen, von den Stärken der anderen profitieren
Das war einer der Faktoren, die ich in Kopenhagen am „Complete Vocal Institute“ so geliebt habe. Wir waren aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Backgrounds und stimmlichen Stärken und Schwächen – und haben uns gegenseitig Mut gemacht. Haben gemeinsam gelacht und geweint – im Frust und in der Freude über (Miss)Erfolge. Denselben Spirit gibt’s auch in jedem CVT-Workshop übrigens – egal welche:r authorisierte Lehrer:in diesen leitet ;). Da kommen Profis und Anfänger zusammen – und jede:r kann von der anderen Person lernen. Und man kommt drauf, manchmal plagen Profi und Anfänger:in dieselben Troubles.
Mir ist schon klar, dass Singen auch ein kompetitives Gewerbe ist. Nicht nur im Profi-Bereich. Selbst in jedem Laienchor gibt es Diskussionen darum, wer das nächste Solo singt…. Und im Profibereich sind Jobs natürlich auch rar gesät. Die Konkurrenz ist überall und vielschichtig und subjektiv immer besser als man selbst. Aber da heißt es, auf seine Stärken zu vertrauen. Sich mit Freude und Leidenschaft zu präsentieren. Das sprichwörtlich Beste geben. Und wenn’s nicht klappt, dann klappt es nicht. Wenn man Input bekommt, prüfen, ob er wertvoll und hilfreich ist. Wenn nicht: abhaken, vergessen! Wenn konstruktiv: umsetzen, üben, lernen, sich weiterentwickeln.
Mein Motto hab ich hier im Vocalfriday-Blog eh schon hundert Mal gepredigt. Und es wird nicht das letzte Mal sein: Einfach mal machen. Nicht alles immer zu genau hinterfragen. Du willst singen? Sing! Übe! Dich interessiert dieses Casting, diese Audition? Mach’s! Was soll schon schiefgehen? Absage ist okay. Aber hingehen und lernen. Eben ein bisserl aus der Komfortzone kommen und nicht zu viel darüber nachdenken. Planen ja, vorbereiten ja, aber einfach mal machen! Sich trauen.
Und mein zweites Motto hau ich auch gleich nochmal raus hier…: „Der Weg ist das Ziel“. Hab ich auch schon mal erwähnt, ich weiß. Aber es spielt dem ersten Motto einfach in die Hände. Machen, anfangen, ins Tun kommen. Das ist das Ziel. Das muss Spaß machen. Das muss Sinn ergeben. Klar ist der Weg auch immer Arbeit und Üben und manchmal Frust und anstrengend. Aber nicht nur durch den Weg durchhudeln. Nicht auf andere Sänger:innen schielen und denken, „ich kann das nicht so gut, ich werde das nie so gut können“. Sondern machen, anfangen – wenn man daran Freude hat, sich zu verbessern. Und, ich wiederhole das hier nochmal: Es ist auch okay, sich zu sagen: Ich muss nicht alles können. Ich bin okay so, wie ich bin!
Also, hört auf, euch mit anderen zu vergleichen. Inspiration: ja! Neid: nein! Fokussiert auf euch, wo wollt ihr ansetzen? Nicht alles auf einmal. Kleine Ziele setzen. Am Üben Spaß haben, kleine Verbesserungen feiern. Aus Fehlern lernen (und Fehler feiern). Und wertschätzt die Leistung anderer. Wir zweifeln doch alle mal an uns. Habt keine Angst. Ihr seid gut so, wie ihr seid!
Happy #vocalfriday!
*A4 entspricht dem a“… Ich verwende künftig nur noch die internationale Zählweise. C4 ist das mittlere C (das c‘). Darunter die Oktave hat die Zählnummer 3 (da wo wir Männer uns viel Bewegen).
Diebe im Olymp – Das Percy-Jackson-Musical!
Kartenvorverkauf gestartet! Das dürft ihr euch nicht entgehen lassen… 🙂 Schließlich spiele ich den Teenager-Halbgott Percy Jackson höchstpersönlich. Ab 7. Mai im Theater im Neukloster, Wiener Neustadt.
www.theaterimneukloster.at/tickets.php
