Also, ich weiß ja nicht, ob Sie’s schon wussten, aber ab 7. Mai stehe ich im Theater im Neukloster als „Percy Jackson“ im Musical „Diebe im Olymp“ auf der Bühne. Und das bringt so einige Herausforderungen mit sich – nicht nur terminliche. Und auch wenn’s „nur“ zehn Shows sind – mich beschäftigt die Rolle schon seit Anfang des Jahres… Textlernen *räusper*…. Aber da warten ganz andere Herausforderungen. Die Aufführung sind wie immer nur das Grande Finale – die wahre Action ist die Probenzeit 🙂
Vorweg: Das Theater im Neukloster ist ein Amateurtheater. Aber halt nicht iiirgendeines. Es ist DAS Theater im Neukloster 🙂 Also jenes Theater, in dem ich im Alter von zwölf Jahren zum ersten Mal in einem Musical mitgewirkt habe (noch als Sopran). Jenes Theater, in dem ich auch die Liebe zur Gesangspädagogik entdeckt habe. Seit mehr als zehn Jahren bin ich als musikalischer Leiter im Theater tätig. Und heuer hab ich mich in die etwas zweischneidige Situation gebracht, zusätzlich auch die Hauptrolle zu spielen.
Zweischneidig: Weil viel Verantwortung und eine Doppelbelastung, weil man müsste sich halt vor allem bei den anstehenden Hauptproben doch irgendwie auf eines der beiden Dinge konzentrieren. Im Profibetrieb wäre das nicht möglich – und das ist auch sinnvoll. Ich erlaube mir eine Ausnahme von der Regel – und hoffe, dass der Balanceakt nicht nach hinten losgeht… Das geht nur mit einer supertollen Cast, tollen Kolleg:innen in der Band – und ganz viel Liebe und Geduld – und gaaaanz viel Kommunikation. Aber daweil schaut’s gut aus, dass ich mich in den Hauptproben auf meine Rolle konzentrieren kann – und nicht darauf, ob der Chor die Endungen auf die richtige Taktzeit setzt…
Und auch wenn ich sicher ein gewisses Bühnentalent besitze – so besitze ich keine Ausbildung in diesem Bereich, also als Darsteller. Ich bin bühnenerfahrener Sänger. Aber meine Musical-Erfahrung habe ich eigentlich ausschließlich im Theater im Neukloster gesammelt – also im Amateurbereich. Was insofern lustig ist, als manche Menschen in meinem Bekannten- bzw. Künstler:innenumkreis glauben, ich sei hauptberuflich Musicaldarsteller. Stell dich auf die Bühne und unterhalte die Leute? Passt. Stell dich auf die Bühne und spiele eine Rolle? Uh, awkward 🙂
Rotzig-rockig, immer im Moment – und technisch „perfekt“ natürlich
Was die Rolle des Percy so besonders macht: Erstens, dass der Teenager-Halbgott für viele eine Kultfigur ist. Zweitens, dass er eben Teenager ist – also deutlich jünger als ich -, und dritten eben auch Halbgott ist. Das heißt: neben Singen, Tanzen und Schauspielen muss Percy auch Bühnenkämpfe absolvieren und andere Minikunststückchen on stage absolvieren. Und was Percy macht, muss ich auch machen… Vielleicht komme ich ein ander Mal noch dazu, euch von diesen kleinen Herausforderungen auf der Bühne zu erzählen. Aber heute reden wir – zur Abwechslung – nochmal über’s singen.
Denn die Partitur von Rob Rokicki hält für die Hauptrolle einige wirklich rockig-poppige Songs bereit, die mich durchaus an meine Grenzen bringen. Damit ihr seht, wie hoch die Latte liegt, hier der großartige Chris McCarrell, der die Rolle bei der Uraufführung und am Broadway, bzw. auf Tour kreiert hat. In jener Nummer, die mich fast am meisten herausfodert:
Also, was wollen wir: Es soll rockig, rotzig, frech, energievoll sein. Knackig in den Höhen. Nicht zurückgehalten. Ich glaube, wo’s mich am meisten strauchelt ist es, mit der Energie hauszuhalten. Denn diese Sprünge nach oben sind einfach wahnsinnig schwer, sie nicht zu überpushen. Und es gibt kaum Gelegenheit gut zu Atmen und das Setting wieder „auf Null“ zu stellen. Damit meine ich, evtl. angesammelte Verspannungen wieder loszuwerden. Die Töne und Jumps zu dawischen und dabei kraftvoll und rockiges Timbre reinzulegen – das ist hier für mich die Herausforderung. Also heißt’s für mich: Üben. Und zwar die Intervalle mit meinem selbstauferlegten Lautstärkelimit von 7 auf der subjektiven zehnteiligen Skala. Warum 7? Weil ich trotz rockigem Zielklang doch eher mixig („Byway“ für CVT-Leute) an die Sache rangehen will. Und weil es mich davon abhält zu überpowern und mich auszubrüllen. Hier ein kurzes Video dazu:
Ja also dieses Video wollte ich eigentlich nicht veröffentlichen, aber hier, quasi unter uns, hab ich mir gedacht, es passt schon. Die Herausforderung sind weniger bestimmte einzelne Töne. Sondern das ganze Stück. Alles zu geben, aber dabei ökonomisch zu singen. Ihr habt ja den Schlussteil noch nicht gehört… Bzw. vielleicht nur oben bei Kollege McCarrell. Und für mich wird es in den nächsten Wochen der Plan sein: Hirn aus. Bei hohen Tönen nicht nach oben schauen. Keine Gesichtsentgleisungen, außer sie sind Percys Emotionen geschuldet. Der Rolle alles unterordnen. Ein schwerer Balanceakt.
Aber ein paar Wochen hab ich noch, an meinem rockigen Sound und an den schwierigen Passagen zu feilen. Ich sag’s euch, irgendwann muss man auch den eigenen Perfektionismus über Bord gehen lassen. Manche Töne werden nie zu 100 Prozent so sein, wie ich sie gerne hätte. Und dennoch werden sie gut genug sein. Und ich glaube, das mach ich zu meinem Mantra. Nichts ist so schwer, wie auf der Bühne „im Moment“ zu sein – und nicht bei der nächsten Textzeile oder Vokaltraktsetting… Haha. Zumindest für mich und mein Hirn.
Falls euch interessiert, wie das Endprodukt so aussieht, kauft doch Tickets 🙂 Die gibt es direkt auf unserer Ticketseite. Und erzählt es weiter, falls ihr wen kennt, der sich im Osten Österreichs für Musicals und/oder Percy Jackson interessiert 🙂
Ich wünsche euch frohe Ostern, schöne Feiertage! Und wir lesen und hören uns dann bald wieder! Und ab 7. Mai sehen wir uns natürlich im Theater im Neukloster!

Sweet! Wenn ich in der Gegend wäre würde ich sehr sehr gerne kommen..klingt übrigens super!
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Danke, Steffi! Naja, is ja nicht unbedingt ums Eck, das Theater 🙂
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