Am Sonntag ist es also soweit. „Diebe im Olymp“, das Percy-Jackson-Musical, feiert im Theater im Neukloster Premiere. Wisst ihr schon, ich weiß. Aber habt ihr auch schon Karten? 😉 (*räusper* … die gibt’s hier…) Die Sache ist ja die, dass ich die Ehre habe den „Percy“ zu spielen. Ich habe vor einigen Wochen schon mal über die Schwierigkeiten dabei erzählt. Und heute geht’s – sorry, einmal noch – um ein bisserl eine Mindset-Frage, bevor ich mich dann ab nächster Woche wieder ein paar gesangstechnischen Themen widme – ich versprech’s.

Also vorweg nochmal zur Klarstellung: Ich bin kein Profi-Musicaldarsteller. Das Ensemble ist ein Amateurtheater mit professionellem Anstrich. Für mich ist es ein bisserl ein undefinierter Mix aus Hobby und Arbeit also, im Theater im Neukloster auf der Bühne zu stehen. Man muss ja nicht alles definieren… Jedenfalls: Als ich mit meinen Schwestern unlängst geplaudert habe, wie die Proben so laufen, das war nach dem letzten Hauptprobenwochenende, hab ich sinngemäß gesagt: Es ist schon weird. Hauptproben funktionieren quasi so: Man macht einen Durchlauf durch die Show und danach rennen alle herum und sagen sich gegenseitig, was nicht funktioniert hat, bzw. wo/was/wie sie besser werden kann, die Produktion. Diese Arbeiten am Optimieren, an den Charakterfeinheiten, an der Requisitenlogistik (Wer hat schon wieder mein Schwert nicht auf den richtigen Platz gelegt?), Licht, Ton… Es ist eine Herkulesaufgabe, um im Griechische-Götter-Sprech zu bleiben.
Ziel haben wir ja alle dasselbe: Es geht nun einmal wirklich darum, die Show zu verbessern. Das Beste aus uns und dem Stück herausholen – in einer begrenzten Zeit. Warum sollte man also lang und breit über etwas reden, das eh immer tadellos klappt? Warum? Weil’s für alle Beteiligten unglaublich wichtig ist. Es ist für das Selbstbewusstsein auf der Bühne, dass man sich wohlfühlt, dass man sich auch geschätzt fühlt. Ich will nicht nur von „schwieriger Stelle“ zu „schwieriger Stelle“ hopsen, zu der ich einen Haufen Kritik geerntet habe… Ich will auf der Bühne zwischendurch auch einfach nur machen und meine Stärken ausspielen können.
Die Kunst des guten Feedbacks
Also diesen Fokus auf das Positive, das ist immer ein Lernprozess für mich. Ich bin nämlich prinzipiell auch ein Fan von konstruktiven, fokussierten, No-Bullshit-Proben. Und vergesse dann manchmal auf Lob. Auch ein Faktor in Gesangsstunden übrigens. Lob nicht vergessen. Nicht lügen…, aber auch Fokus dorthin lenken, wo Dinge gut funktionieren 🙂
Eine derartige Produktion mit derartig vielen Menschen auf die Beine zu stellen, das funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Und nur dann: wenn wir uns auch gegenseitig immer wieder sagen, was uns gut gefällt. Und wenn wir lernen, mit Kritik konstruktiv umzugehen. Nicht immer passt es einem in den Kram, wenn man nach einem subjektiv guten Run gesagt bekommt, welche Dialoge „zu langsam“, welche Moves „zu übertrieben“ oder welche Töne „zu falsch“ waren ;). Das anzunehmen, zu werten bzw. übersetzen (das muss man für sich!), und entsprechend umzusetzen, ist für mich die wahre Kunst des Theatermachens.
Das Bühnenmantra
Und damit wären wir noch bei meinem ganz persönlichen, speziellen Gehirn. Abgesehen davon, dass man sich (als Sänger) selbst Druck macht, welche Töne diesmal aber wirklich gut bis geil sein müssen… Ich will Spaß haben. Ich will’s genießen. Ich will aber gleichzeitig alles umsetzen, was mir das großartige Team zwischen den Shows immer wieder mitgibt. Eine interessante und herausfordernde Kombi für’s Mindset. Da kommt dann noch ab Generalprobe/Premiere das Problem des „Overactings“ bei mir dazu. Wenn das Publikum da ist, will man plötzlich Pointen noch besser setzen, intensiver spielen, noch besser singen. Und genau das funktioniert nicht. Bei mir zumindest. Bin ja kein Profi, sondern schlicht ungelernte Rampensau mit Gesangswissen. Die Konsequenz oft: Pointen sind nicht mehr lustig, Emotionen sind nicht mehr so authentisch und es ist alles ein bisserl verkrampfter.
Also, was ist die Lösung, fragt ihr? Ha! Ich hab mir jedenfalls für heuer ein Mantra zurechtgelegt. „Water under the bridge“. „Wasser unter der Brücke“, also: der Fluss fließt weiter, ob ich jetzt noch über eine Szene oder einen Ton innerlich grüble oder nicht. Der Blick muss immer nach vorne gehen. Hab ich das große Solo verkackt? (Das unschöne Wort ist dank eines Liedtexts im Musical leider in meinen aktiven Wortschaft übergegangen) Okay, deswegen kann das nächste Solo trotzdem schön werden! Und nicht: „Heute läuft’s aber gar nicht! Das wird nix mehr!“. Nächster Song wird besser. Durchatmen, weitermachen.
Schauen wir mal, ob mich diese Weisheit weiterbringt. Darüber schreiben ist einfach, es umzusetzen ein anderes Thema… haha. Ansonsten will ich tatsächlich einfach Spaß haben auf der Bühne. Ruhig bleiben, tun, reagieren, singen, spüren.
Chill and Focus
Wie ich das dann hinbekomme? Evtl. gibt’s ja doch noch einen letzten Percy-Jackson-Klemens-Blogeintrag… Gesangstechnisch hab ich auf jeden Fall für die Shows auch eine Art Mantra: Chill and Focus! Ich weiß prinzipiell, was ich tun muss, um die paar tricky Töne souverän über die Bühne zu bringen. Also warum nicht einfach machen? Nicht plötzlich over-achieven wollen. Sich auf die Resonanz und das Setting verlassen. Bewegung im Support spüren. Easy, oder?
Wir sehen uns!
