#56 Tadaa: Tiefe-Töne-Tipps-Text

Alle wollen immer nur höher, weiter, lauter. Was ist mit den tiefen Tönen?

Bild und Thema sehr frei assoziiert… Gratis-Bilderdienste haben halt auch nicht immer das auf Lager, was man sucht… (c) Dieterich01/Pixabay

Es ist ja wirklich selten, dass jemand zu mir in eine Session kommt mit dem Wunsch, die Range in der Tiefe auszubauen. Gerade im Pop-/Musicalbereich zieht es wirklich fast alle hinauf. Eigentlich eh ein Wahnsinn, denk ich mir manchmal. Dass es immer höher und höher sein muss. In den älteren Stücken war das zum Beispiel nicht so extrem. In der populären Musik von Schlager und Co sind die Tonlagen im vergangenen Jahrhundert auch noch etwas menschlicher gewesen…. Und dann kommt man doch immer wieder an einer tieferen Stelle vorbei und denkt… shit. Zu leise, zu wenig voll, nur ein warmer Hauch an einem kalten Frühlingstag. Mehr Ton, mehr Lautstärke, mehr Eleganz, mehr Ausauer in der Tiefe? Das braucht genauso viel Übung wie die hohen Powertöne. Es fühlt sich nur irgendwie komplett anders an. Zumindest für mich. Weil so richtig nach Power wird sich das nicht anfühlen. Eher ein geführtes Geschehenlassen. So würde ich das zumindest in Wort fassen. Rein anatomisch werden die Stimmbänder ja immer ungedehnter, „kürzer“, je tiefer wir singen. Ja, ich würde fast sagen „ungespannter“. Und das ist die große Herausforderung. (Auch wenn die Analogie nur bedingt richtig ist: gespanntes vs. ungespanntes Gummiringerl. Warum ist die Analogie irgendwie so meh? Weil ein Gummiringel sich nicht selbst spannen kann… )

Wie bei allen neuen Dingen gilt es also zu üben, und das richtig. Dazu könnt ihr ja hier ein paar Gedanken von mir nachlesen:

>> Übers Üben
>> Training nach Plan: Üben ist kein Multitasking!

Ein bisserl Anatomie und Veranlagung und Prägung ist natürlich schon immer dabei, wer wie hoch und tief singen kann. Aber das ist bei Weitem nicht alles. Nicht jeder wird die Voraussetzungen mitbringen, der nächste Bass der „Pentatonix“ zu werden. Ich bin da mal fix raus… Aber ein bisserl Range nach unten ausbauen, geht immer. Mit „Range“ ist übrigens der Tonumfang gemeint, den man zu singen in der Lage ist.

Und dazu gibt’s heute ein paar Tipps von mir. Die Kurzfassung:

1. Twang
2. Kehlkopf entspannen (hinunter)
3. Supportbalance nicht vernachlässigen
4. Mundöffnung

Das schreit geradezu nach einem Akronym, damit ihr euch das auch gut merkt… 🙂 Ready?

TwaKeRuSupMöf

Twang, Kehlkopf runter, Support, Mundöffnung – Catchy, oder?

1. Twang

Jawohl, ich weiß, wenn ihr jedes Mal einen Shot trinken müsstet, wenn in meinem Blog das Wort „Twang“ vorkommt, wärt ihr schon alle seit mehr als einem Jahr dauerfett*. Aber damit wir die Stimmbänder in einer extremen Lage dazu bringen, zu schwingen und zusammenzukommen, braucht’s gerade bei den tiefen Tönen ein bisserl ein Bewusstsein dafür, wie wir den Kehlkopftrichter verengen können, um den Stimmbändern „von oben“ Support zu ermöglichen.

Hier nochmal meine zwei Blogeinträge dazu:

>> Twang heißt das Zauberwort
>> Twang: Drei Missverständnisse

Kurz gesagt: Nur groß und weit und „gähnig“ denken und Raum schaffen wird nicht zum Erfolg fühlen, maximal zu heißer Luft. Es ist ein Balanceakt. Probiert doch, mit Hinterzungenvokalen zu üben, also „Ä“ wie in Ähre oder „Eh“ wie in „Es war einmal“. Dabei so gut es geht die Zunge hinten breit in Schlagdistanz zu den oberen Backenzähnen lassen. So gut es halt geht. Denn:

2. Der Kehlkopf will hinunter

Ja, wenn wir tiefere Töne singen, wird auch unser Kehlkopf etwas tiefer liegen wollen/müssen/können/sollen. Und den Raum müssen wir ihn geben. Und das kann sich als ein Zielkonflikt mit Twang von zuvor anfühlen. Ausgeprägter Twang geht mit hohem Kehlkopf oft einher. Muss es aber nicht. Also versuchen wir, den Kehlkopf entspannt zu lassen, eher fallen zu lassen. Aber nicht aktiv nach unten „drücken“ (zu viel „Gähn“-Gedanken“).

3. Supportbalance – Stütze

Leise singen bedarf einer guten Feinabstimmung des Luftstroms. Gerade in der Tiefe. Es wird wohl niemand auf die Idee kommen, zu versuchen, bei Tiefen Tönen, so viel Luft wie möglich durch die Kehle zu schieben. Dann wird’s wohl eher ein Grunting-Effekt. Mit der Balance zwischen ausreichend subglottalem Druck (Luftdruck „von unten“, der von unten zu den Stimmbändern gelant) und „Resistance“ muss man vielleicht ein wenig experimentieren. Tendenziell würde ich vielleicht dazu raten, die „Luft zurückzuhalten“. Also die unteren Rippen schön weit halten. Nicht zu viel Luftdruck geben, aber den Luftstrom mit Konsequenz führen. Entspannt ist jedenfalls anders. Vielleicht mit einer Bewegung kombinieren. Ein unsichtbares Theraband, das du um deine „betenden“ Hände hast und zu ziehst deine Handflächen langsam nach außen.

4. Mundöffnung

Machen wir’s kurz: Mund auf! Eher den Mund öffnen, nicht überspannen/aufreißen, aber schön weit aufmachen, wenns der Vokal erlaubt.

Richtig üben, konsequent das Kellerstüberl ausbauen

Um es sich in der tieferen Gegend der eigenen Range gemütlich zu machen, kann es hilfreich sein, nicht unmittelbar die tiefen Töne anzusingen, sondern evtl. drei Töne abwärts zu singen. Und dabei das Tiefen-Setup zu intensivieren. So sprechen tiefe Töne leichter an, als, wenn man sie direkt anzusingen versucht. Mir persönlich hilft beim direkten Ansingen von tiefen Tönen übrigens auch ein Stimmansatz mit Glottisschlag („harter Stimmeinsatz“). Andere tun sich allerdings mit behauchtem Ansatz leichter. Aber wie gesagt: Zum Üben am Anfang ist es ohnehin gescheiter, drei Töne abwärts zu singen und am unteren Ton vielleicht ein wenig zu verweilen. Und wie ihr wisst: Nicht überstrapazieren. Bleibt in der Lage, die gerade noch funktioniert. Variiert den Vokal. Trainiert und übt dort. Wagt euch nur langsam in die Tiefe vor. Ständig die oben genannten TwaKeRuSupMöf-Faktoren im Blick!

Erntedankfest der Erlöserkirche in Wiener Neustadt
Ich spiele ab ca 16/17 Uhr mit den Jungs von „Rockenbrot“. Schlager, Austropop, Pop, Rock – uns ist auch wirklich nichts zu absurd 🙂 Kommet und tanzet und esset und trinket Wein.
>> Alle Infos dazu

Safer Six (Pop-/Rock-Acapella!) – Wir sind bald auch in DEINER Nähe!

Programm Sound Of Cinema
Fr 23. September, 20 Uhr, Musikerheim Wartmannstetten
Sa 1. Oktober, 19.30 Uhr, KUSAMi Mitterndorf an der Fischa
Fr 18. November, 19 Uhr, Stadtsaal Gloggnitz

Kinderprogramm Auf der Suche nach der goldenen Note
Sa 8. Oktober, 16 Uhr, Kulturzentrum Oberschützen
So 9. Oktober, 14 und 16.30 Uhr im Kulturzentrum Mattersburg

Infos und weitere Termine:
www.safersix.at

Veröffentlicht von Klemens Patek | vocalfriday

Vocal Coach | Sänger - Frage drei Gesangslehrer und du bekommst vier Antworten. Hier bekommst du die fünfte ;) Bei mir geht's ums Singen, um Gesangstechnik, um CVT (Complete Vocal Technique) und Themen wie Achtsamkeit, Selbstvertrauen und Künstlersein. Bin gespannt, wohin mich die Reise führt. Das wichtigste für mich: Respekt und freundschaftlicher Austausch. Bashing anderer Künstler oder Coaches liegt mir fern. Mein Motto: Richtig ist, was dem/der Sänger*in gut tut und konkret weiterhift!

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